Ein Kommentar von Sybille Fezer (Vorstand medica mondiale), Monika Hauser (Vorstand medica mondiale), und Cordula Reimann (Friedens-, und Konfliktforscherin)
In gekürzer Form erschienen in der taz am 12.3.2018
„#Aidtoo“ – jetzt hat es also auch die Hilfs- und Entwicklungsorganisationen erreicht: als Debatte um sexuelle Nötigung von weiblichem Personal, sexualisierte Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Machtmissbrauch von hilfebedürftigen Frauen und Kindern bei Auslandseinsätzen.
Ist das eine Überraschung? Nein: Wer nur etwas von der Verkettung aus Sexismus, Geschlechterdiskriminierung, Ungleichheit, globaler Ungerechtigkeit und post-kolonialen Abhängigkeiten versteht, den wundert das nicht. Je grösser die Machtgefälle, desto akuter die Gefahr von Machtmissbrauch: Hier die Helfer und Helferinnen, oft weiß und aus dem Globalen Norden, mit Geld in der Tasche; dort lokale Frauen, Männer und Kinder, von Gewaltkonflikten und Naturkatastrophen schwer getroffen und oft traumatisiert. In vielen dieser Krisengebiete herrschen Ausnahmenzustände. Korruption, Straflosigkeit, eine „Kultur der Gewalt“, finanzielle Abhängigkeiten von Geldgebern und sexuelle Ausbeutung sind Teil der Alltags- und Überlebenslogik.
#AidToo: Fragen und Antworten zu Machtmissbrauch und sexueller Ausbeutung durch Mitarbeitende in Hilfsorganisationen