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10. Oktober 2019 - Meldung

Elfenbeinküste, Westafrika: Eine Hütte für den Frieden

Die Region um den westafrikanischen Mano-Fluss war jahrzehntelang von Bürgerkriegen und bewaffneten Aufständen geprägt. In allen Konflikten war das Ausmaß an sexualisierter Gewalt sehr hoch. Die Folgen sind bis heute zu spüren. Seit 2018 arbeitet medica mondiale mit Partnerorganisationen in Sierra Leone und der Elfenbeinküste zusammen, die der Gewalt ein Zeichen der Hoffnung entgegensetzen.

Bei Mariam Traoré* gibt es Wassereis und Saft zu kaufen. Ihre Verkäufe laufen gut: Von den Einnahmen kann sie mittlerweile ihre Miete zahlen und einen kleinen Teil zurücklegen. Noch vor einem Jahr war Mariam finanziell abhängig und damit angewiesen auf ihren Mann, der sie schlug und schlecht behandelte. Als er sie und ihre Kinder verließ, musste sie fürchten, auf der Straße zu landen.

Eines Tages hörte Mariam über eine Freundin von der so genannten „Friedenshütte“. In diesem unscheinbaren blauen Containerbau bietet WANEP, das „Westafrikanische Friedensnetzwerk in der Elfenbeinküste“, Beratungen für gewaltbetroffene Frauen an. Anfangs skeptisch, spürte Mariam schnell, dass man ihr hier zuhörte. Zusammen mit einer Beraterin erarbeitete sie einen Geschäftsplan. Sie erhielt ein kleines Startkapital und kaufte eine Gefriertruhe, in der sie Früchte, Eis und Wasser lagern kann. Dann begann sie mit der Produktion.

Elfenbeinküste: Finanzielle Unabhängigkeit ebnet Frauen den Weg in ein selbstbestimmtes Leben

Mit oft minimalen Investitionen ermöglicht WANEP einfache Geschäftsmodelle: den Verkauf von Mahlzeiten oder den Handel mit Stoffen, Düften oder Kohlesäcken. In der Gemeinde Abobo im Norden von Abidjan unterstützt WANEP Frauen, die sich in besonderen Notlagen befinden. Neben einem Startkapital werden die Frauen intensiv begleitet und beraten. Die Beraterinnen wissen, wie wichtig der Weg in die Selbstständigkeit ist: Für viele Frauen bedeutet er, die Selbstbestimmung über das eigene Leben zu gewinnen.

Organisationen wie WANEP setzen Gewalt und Not ein Zeichen des Optimismus entgegen. Der Bedarf in der Region ist groß. Sierra Leone, Liberia und die Elfenbeinküste waren in den letzten Jahrzehnten mehreren Bürgerkriegen ausgesetzt. Das Ausmaß an sexualisierter Gewalt war in allen Konflikten enorm. Auch wenn sich die Sicherheitslage seit den friedlichen Regierungswechseln in Sierra Leone und Liberia langsam stabilisiert, bleibt geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt in allen Staaten ein riesiges Problem.

Neue Partnerinnen in Sierra Leone und der Elfenbeinküste: Aufklärung über Beschneidung und Einsatz für Frauenrechte

medica mondiale ist seit 2006 in Westafrika aktiv, bislang mit Schwerpunkt auf Liberia. Seit letztem Jahr werden auch Projekte in der Elfenbeinküste und Sierra Leone gefördert. Die neuen Organisationen arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen für das Ende von geschlechtsspezifischer Gewalt und für die Rechte von Frauen und Mädchen: „Action Pro“ in Sierra Leone zum Beispiel engagiert sich an der Grenze zu Liberia gegen Kinderhandel und Kinderheirat. Andere Organisationen leiten Aufklärungskampagnen, haben Mädchengruppen initiiert oder setzen sich gegen Genitalverstümmelung ein.

Die Ausweitung der Förderung sei wichtig, um nachhaltige Wirkungen zu erzielen, sagt Daniela Gierschmann, Regionalreferentin für Westafrika bei medica mondiale. „Indem mehr Organisationen gefördert und miteinander vernetzt werden, wird die Frauenrechtsarbeit in der Region insgesamt gestärkt. Die Organisationen können viel voneinander lernen, neue Kooperationen eingehen, gemeinsame Strategien verfolgen. Wenn wir dazu beitragen können, geht unsere Unterstützung über einzelne Projekte und das Ende von Förderzeiträumen hinaus.“

So viel kostet unsere Hilfe, die nur mit Ihrer Spende möglich wird:

  • Knapp 75 Euro erhält eine Beraterin der Friedenshütte im Monat für ihre Arbeit.
  • Durchschnittlich 150 Euro erhalten die Frauen als Startkapital, um ein selbstständiges Geschäft aufzubauen.

*Name wurde von der Redaktion geändert.

Erschienen im memo, 2. Ausgabe 2019, S. 4
 

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