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25. September 2023 - Meldung

Liberia: Polizei will STA-Ansatz von medica mondiale in Ausbildung integrieren

Unsere Partnerorganisation Medica Liberia hat einen großen Erfolg zu vermelden: Der STA - stress- und traumasensibler Ansatz® soll fest in der Polizei-Ausbildung verankert werden. Wie wichtig dieser Schritt ist, um sexualisierter Gewalt in Liberia entgegenzuwirken, zeigt ein Blick nach Westafrika.

Eine Frau und ein Mann in ziviler Kleidung halten Dokumente in die Kamera.
Yah Parwon (links) hat bei der liberianischen Nationalpolizei die Absichtserklärung mit unterschrieben.

Sexualisierte Gewalt ist in Liberia das am häufigsten gemeldete Schwerverbrechen im Jahr 2021 gewesen: Vergewaltigungen, weibliche Genitalverstümmelung und Diskriminierungen sind in dem von den Folgen des Bürgerkriegs geprägten Land weit verbreitet. Das Team unserer Partnerorganisation Medica Liberia setzt sich seit vielen Jahren für Überlebende von sexualisierter Gewalt ein – und kann nun einen wichtigen Meilenstein verbuchen.

Yah Parwon unterzeichnet Absichtserklärung mit Polizeiakademie

Der von medica mondiale und ihren Partnerorganisationen entwickelte STA – stress- und traumasensibler Ansatz® sowie der Umgang mit von sexualisierter Gewalt betroffenen Menschen soll in die Polizeiausbildung integriert werden. Dazu hat Medica Liberia-Direktorin Yah Parwon eine Absichtserklärung mit der „National Police Training Academy“ unterzeichnet.

„Die Absichtserklärung, den STA-Ansatz und den Umgang mit Überlebenden sexualisierter Gewalt in die Ausbildung von Polizist:innen einzubringen, kann spürbare Veränderungen herbeiführen. Von sexualisierter Gewalt Betroffene können so eher von kompetenter Strafverfolgung profitieren.“

Yah Parwon, Direktorin Medica Liberia

Bislang konnten nur Mitarbeitende der mit dem Schutz von Frauen und Mädchen betrauten Spezialeinheiten (Women and Children Protection Service – WACPS), an einem speziellen Training zum Umgang mit sexualisierter Gewalt und dem STA-Ansatz teilnehmen. Die nun unterzeichnete Absichtserklärung bedeutet jedoch, dass von nun an alle Polizist:innen in dem Themengebiet ausgebildet werden sollen.

„Dieser ausgedehnte Ansatz wird die Unterstützungslücke für Überlebende schließen und dafür sorgen, dass mehr Polizist:innen Betroffene unterstützen können.“

Yah Parwon

Denn auch wenn die WACPS mittlerweile in allen 15 Bezirkshauptstädten vertreten sind, haben zu viele Mädchen und Frauen in dem stark durch Armut und fehlende Infrastruktur geprägten Land weiterhin keinen Zugang zu Hilfe.  

Ausbildung von Polizist:innen bedeutet Nachhaltigkeit

Dass schon angehende Polizist:innen im STA-Ansatz und dem Umgang mit Gewalt betroffenen Menschen geschult werden, bedeutet auch, dass die Arbeit von Medica Liberia nachhaltig umgesetzt wird. So können Überlebende sexualisierter Gewalt auch an Orten, an denen das Medica Liberia-Team nicht selbst vor Ort arbeitet, von einem traumasensiblen Wissen profitieren.

„So können mehr Beamte, die mit Überlebenden von sexualisierter Gewalt zu tun haben, traumasensibel arbeiten und Überlebende adäquat unterstützen.“

Yah Parwon

Medica Liberia arbeitet seit 2015 als eigenständige Organisation eng mit medica mondiale zusammen, um sexualisierte Gewalt zu bekämpfen. Ein Schwerpunkt der Arbeit ist bereits seit vielen Jahren, dass Expert:innen Mitarbeitende von staatlichen Institutionen im traumasensiblen Umgang mit Gewaltbetroffenen schulen. Schon in den vergangenen Jahren war die Kooperation mit der WACPS der liberischen Polizei eng.

„Wir haben mit Unterstützung von medica mondiale viele WACPS-Beamte in Traumasensibilität geschult und weitergebildet. Frauen und Mädchen, die Gewalt erlebt haben, konnten so von einer verbesserten Unterstützung durch die Polizei profitieren. Die Wirkung blieb aber begrenzt, weil nur Mitarbeitende der Frauen und Mädchen-Sektion an den Fortbildungen teilnahmen.“

Yah Parwon

„Wir sind stolz und freuen uns, dass die Kolleg:innen von Medica Liberia es geschafft haben, dass der STA-Ansatz und der Umgang mit von Gewalt Betroffenen in die Ausbildung von Polizist:innen integriert werden soll. Es ein wichtiger Schritt, auch über die Spezialeinheiten hinaus, Polizist:innen zu schulen. Damit verbunden ist die Hoffnung, flächendeckend Gerechtigkeit für Mädchen und Frauen zu erreichen.“

Andrea Müller-Frank, Regionalreferentin Westafrika bei medica mondiale

Weiterhin ist es wichtig, in den Gemeinden vor Ort weiter über die Frauen und Mädchen unterdrückenden Normen aufzuklären und sie zu bekämpfen. Die Sensibilisierung von traditionellen Führer:innen zu Frauenrechtsfragen bleibt entsprechend weiterhin von großer Bedeutung.

Traumasensibler Ansatz wird ernst genommen

Die unterzeichnete Vereinbarung bedeutet für Yah Parwon und ihr Team vor allem eines: Die Wichtigkeit eines traumasensiblen Umgang mit von Gewalt betroffenen Menschen wird in Liberia gesehen und ernst genommen – bald mit Unterstützung von noch mehr Polizist:innen.

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Eine Frau beim Nähen an einer mechanischen Nähmaschine
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