Wir unterstützen Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten.
Suche
22. November 2023 - Pressemeldung

Drohungen und Gewalt gegen Aktivist:innen und Frauenrechtsorganisationen nehmen zu – Handlungsspielräume für Frauenrechtsarbeit weltweit immer weiter eingeschränkt

Köln, 22. November 2023 – Partnerorganisationen von medica mondiale beschreiben ein gestiegenes Ausmaß an Bedrohungen und Einschränkungen gegen Frauenrechtsaktivist:innen in Konflikt- und Postkonfliktregionen. Zum internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am 25.11. starten wir eine Kampagne, die aufmerksam macht auf die zunehmend eingeschränkten Handlungsspielräume für Frauenrechte. Die Kampagne läuft über den Zeitraum der „16 days of activism against gender based violence“, vom 25.11.-10.12.2023.

Ein Wandbild zeigt den Text "Strong together" - zusammen stark.
Zusammen stark, so steht es auf einer Wand im Nordirak. Klar ist: Frauenrechtsorganisationen müssen politisch und finanziell unterstützt werden.

„Wir sind seit langem besorgt über die sichtbare Eskalation der Gewalt und das Fehlen einer klaren Reaktion durch staatliche Institutionen“, sagt Sofija Todorović, Programmdirektorin der serbischen Organisation YIHR (Youth Initiative for Human Rights). Die Aktivistin wurde im August dieses Jahres bedroht. Auf der Hausfassade ihres Wohnhauses in Belgrad wurde neben sexistischen Hassbotschaften ihr vollständiger Name genannt.

„Dieser Angriff zeigt deutlich die Absicht, Aktivist:innen so einzuschüchtern, dass sie sich selbst in ihrem eigenen Zuhause oder ihrer Nachbarschaft nicht mehr sicher fühlen.“

Sofija Todorović, Programmdirektorin YIHR

Die Situation in Serbien ist nur ein Beispiel, aber es steht exemplarisch für ein neues Ausmaß der Gefahr für Frauenrechtsaktivist:innen und -organisationen und für ihre Arbeit.

Irak: Hass auf Social Media

Im Irak berichten Partner:innen von Morddrohungen sowie von Hassnachrichten in den Sozialen Medien und immer häufigeren verbalen Angriffen auf Mitarbeiter:innen und ihre Organisationen.

In Sierra Leone sind zivilgesellschaftliche Aktivitäten seit dem Höhepunkt des „Black Tuesday Movement“ im Jahr 2019 wieder stark zurückgegangen. Aktivist:innen berichten, dass friedliche Demonstrationen mehrfach gewaltsam aufgelöst und Proteste unterdrückt wurden. Aktivist:innen, die sich im Kontext von Wahlkämpfen positionierten, wurden diffamiert oder rechtswidrig inhaftiert. Hinzu kamen Brandanschläge und Mordversuche, auch gegen Frauen, die selbst für die Opposition kandidiert haben. In dieser Atmosphäre von Unsicherheit und Angst werden zivilgesellschaftliches Engagement und der Einsatz für Frauenrechte massiv erschwert.

Frauenrechtsthemen werden weniger gesehen

In Bosnien und Herzegowina schränken neue restriktive Gesetze sowohl die Pressefreiheit als auch den Zugang zu Informationen ein. Das kann mangelnde Sichtbarkeit von Frauenrechtsthemen, weniger Raum für Kritik an diskriminierenden Strukturen und das Risiko von Fehlinformationen und Instrumentalisierungen zur Folge haben. Der Präsident des Landesteils Republika Srpska plant darüber hinaus ein Gesetz, das die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen weiter einschränkt. Organisationen, die finanzielle Unterstützung aus dem Ausland bekommen, müssten sich als solche registrieren lassen, würden als „ausländische Agenten“ diffamiert und unterlägen Einschränkungen und anderen Bestimmungen, die ihre Arbeit und gegebenenfalls sogar ihre Existenz gefährden.

„Aufgrund patriarchaler Strukturen in den meisten Gesellschaften sind insbesondere Frauenrechtsaktivist:innen und ihre Organisationen von solchen politischen Schikanen und menschenrechtsbezogenen Einschränkungen betroffen. Wenn dagegen nichts unternommen wird, werden sich zivilgesellschaftliche Handlungsspielräume weiter verkleinern.“

Sybille Fezer, Vorständin für Programme und Strategien bei medica mondiale

„medica mondiale fordert Schutz sowie politische und finanzielle Unterstützung für Frauenrechtsorganisationen und Aktivist:innen“, so Fezer weiter.

„Es ist im Sinne einer feministischen Außenpolitik und Entwicklungszusammenarbeit wichtig, sie in den akuten Bedrohungssituationen nicht allein zu lassen, sondern bedarfsorientiert und unbürokratisch zu unterstützen.“

Sybille Fezer