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25. April 2019 - Meldung

Genitalverstümmelung: Schmerz, Scham, Schweigen

Die Frauenrechtsorganisation Medica Liberia setzt sich im Feministischen Forum Liberias aktuell dafür ein, dass Genitalverstümmelungen im „Gesetz gegen häusliche Gewalt“ als ein Straftatbestand bestehen bleibt; der Liberianische Ältestenrat möchte es streichen. Das Frauenfilmfestival Dortmund Köln machte Genitalverstümmelung mit dem Film „In Search…“ dieses Jahr zum Thema.

„Wenn wir die Klitoris einer Frau oder eines Mädchens verstümmeln, um die sexuelle Lust der Männer zu steigern, dann verleugnen wir ihre sexuellen und reproduktiven Rechte. Wir verursachen Schmerzen, Traumata und zerstören ihre Sexualität. Es gilt, Frauen und Mädchen durch Verbote und Strafen vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen.

(Caroline Bowah, Medica Liberia)


Mindestens 200 Millionen Frauen und Mädchen in 30 Ländern sind an ihren Genitalien beschnitten, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen UNICEF in einem Bericht vom Februar 2018. 44 Millionen davon sind Mädchen unter 15 Jahren. Wie bei anderen Formen von sexualisierter Gewalt gibt es zu Genitalverstümmelungen keine Statistik und eine hohe Dunkelziffer. Die meisten Betroffenen schweigen aus Scham und um sich nicht an den Schmerz erinnern zu müssen.

 

Film über Genitalverstümmelung: mutig gegen das Schweigen

„Ich wollte einen Film über afrikanische Frauen machen und anderen Mädchen helfen, nicht das gleiche Schicksal zu erleiden. Dazu musste ich zunächst mein eigenes Trauma aufarbeiten“, erklärt die Regisseurin Beryl Magoko. Ihr Film „In Search…“ erzählt von ihrem Ringen mit der Entscheidung für oder gegen eine Operation, bei der die Narbe abgetragen und die Klitoris freigelegt wird. Sie wolle andere Betroffene ermutigen, das Schweigen über Genitalverstümmelung zu brechen, sagte Beryl Magoko im Gespräch mit Sybille Fezer von medica mondiale. Das Frauenfilmfestival Dortmund Köln zeigte am 11. und 12. April 2019 „In Search…“ als Kooperationsveranstaltung mit der Kölner Frauenrechtsorganisation.

 

„Auch bei Genitalverstümmelung geht es um Kontrolle über den weiblichen Körper“

Im Filmgespräch berichtete Sybille Fezer, geschäftsführende Vorstandsfrau, von Rückschritten im Kampf gegen Genitalverstümmelung am Beispiel Sierra Leone. medica mondiale fördert weltweit Organisationen, die im Krieg vergewaltigte Frauen und Mädchen unterstützen. Eine davon ist Medica Liberia. Ihre Mitarbeiterinnen klären Dorf- und Gemeindeälteste in Liberia über die zerstörerischen Folgen von Genitalverstümmelungen auf. In Uganda, Sierre Leona und im Nordirak arbeiten Partnerinnen von medica mondiale mit ÄrztInnen und KrankenpflegerInnen, Eltern, LehrerInnen und traditionellen Autoritäten. Sie gilt es davon zu überzeugen, dass Beschneidungen das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit verletzen und die körperliche und sexuelle Selbstbestimmung von Frauen verhindern. „Genitalverstümmelung ist eine Form von sexualisierter Gewalt. Dabei geht es um Kontrolle und Macht über den weiblichen Körper“, erläutert Sybille Fezer. Diese Gewalt bringe tief verwurzelte frauenverachtende Strukturen zum Ausdruck, erklärt die Aktivistin weiter. „Es geht um nicht weniger als das Menschenrecht jeder Frau, frei von Gewalt zu leben. PolitikerInnen, aber auch wir alle sind gefragt, wenn wir Gewalt gegen Frauen in all ihren verschiedenen Formen verhindern wollen.“

Autorin: Mechthild Buchholz, Pressesprecherin bei medica mondiale

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